Deutsches Museum, München
Eröffnung des Verkehrszentrums


Am 12.Oktober war es soweit: Die Hallen I und II des Verkehrszentrums des Deutschen Museums wurden eröffnet. Bayerns Finanzminister, Dr. Faltlhauser, ließ es sich, trotz gebrochenem Haxn, nicht nehmen, eigenhändig das Plakat zu kleben, mit dem das Publikum ab 21.10. zur Besichtigung eingeladen wurde.

Nachdem die Halle III schon 2003, zum 100-jährigen Jubiläum des Deutschen Museums, der Öffentlichkeit zugängig gemacht wurde, ist nunmehr die räumliche Erweiterung des traditionsreichen Museums abgeschlossen. „Mit drei Münchner Standorten, dem Haupthaus auf der Museumsinsel, der Flugwerft in Schleißheim und dem Verkehrszentrum auf der Theresienhöhe, ist die geplante räumliche und inhaltliche Erweiterung des Museums vollendet. Damit wurde eines der größten Ziele der letzten 10 Jahre erreicht“. So Professor Dr. Heckl, der Generaldirektor des Museums. Insgesamt 50 Mio Euro wurden dafür aufgewendet.

Der Ausstellung liegt ein völlig neues Konzept zugrunde. Nicht technische Details werden gezeigt; vielmehr wird die reichhaltige Sammlung an Fahrzeugen aller Art dazu genutzt, die Entwicklung des Verkehrs zu Lande darzustellen. Der „Verkehr soll in seiner Vernetztheit sowie in seinen systemischen und kulturhistorischen Zusammenhängen präsentiert werden, exemplarisch an den Themen Stadtverkehr, Reisen und Mobilität und Technik“. So Frau Sylvia Hladky, Direktorin des Verkehrszentrums. In „erlebnisorientierten Inszenierungen in architektonisch reizvoller Kulisse“ – die denkmalgeschützten Hallen, Baujahr 1908, wurden sachkundig restauriert – soll der „kulturhistorische Ansatz der Ausstellung anschaulich und spielerisch für ein breites Publikum“ umgesetzt werden.

Halle I bietet eine Momentaufnahme aktuellen Verkehrs in der Stadt. Autos verschiedener Generationen, die sich aber doch zeitgleich auf unseren Straßen tummelten, werden präsentiert: Limousinen von Borgward, Mercedes, VW, Renault, Opel und Ford, schließlich der Trabi, aber auch Motorräder und Kabinenroller und, etwas deplaziert, ein Taxikäfer aus Mexiko. Dazu historische Straßenbahnen und Busse, ein Wagen der Berliner S-Bahn – er riecht noch nach DDR – und die Sitzkiste der jüngsten Münchner U-Bahn. Alles im Wechselspiel zwischen Chaos und Ordnung.

Dagegen herrscht in der Halle II etwas mehr Gelassenheit. Hier wird anschaulich, wie die Entwicklung neuer Land-Verkehrsmittel die Reisekultur verändert hat. Zu Fuß, mit der Kutsche – deren rauen Fahrkomfort man „life“ erleben kann – mit der Eisenbahn. Besichtigen kann man am langen Museumsbahnsteig: einen Mitropa-Speisewagen, einen Bahnpost-, einen Salon- und einen Güterwagen (mit Bremserhäuschen), das „Räthische Krokodil“, die 1912 von J.A. Maffei in München gebaute Dampflokomotive S 3/6 und schließlich den Triebkopf des ICExperimental. Schienen und Gleisbett gleichen dem Original.

Geht es bei den Hallen I und II um das „System Verkehr“, so wurde der Akzent in Halle III auf die sportlichen Fahrzeuge und auf einzelne Exponate gesetzt. Damit soll der Bewegungsdrang des Menschen dokumentiert werden.

Das Verkehrszentrum versteht sich als Forum für Verkehr und Mobilität. In einer Reihe von Veranstaltungen, die mit kompetenten Partnern durchgeführt wurden, ist es seit Eröffnung von Halle III im Jahr 2003 zu einem gefragten Ort des Dialogs über Mobilität geworden. Diese Entwicklung soll durch Erweiterung des Themenspektrums fortgesetzt werden. Das neue Konzept kommt an; schon allein die Halle III hat sich zu einem ausgesprochenen Familienmuseum entwickelt.

Aber es kann nicht übersehen werden, dass bei soviel „Systemorientierung“ die Technik, die diese Verkehrsmittel überhaupt erst möglich gemacht hat, viel zu kurz kommt, wenn sie nicht gar völlig in den Hintergrund gedrängt wird. Mit der Wiedergabe des vergeblichen Versuchs, den Luftreifen durch alle möglichen Federn zu ersetzen, ist es doch nicht getan. Ein Beispiel möge genügen um zu zeigen, welchen Inhalte bei der neuartigen Konzeption verloren gehen. Da werden der Citroen DS 19 und ein Setra-Bus von Kässbohrer ausgestellt. Sicher sind – oder waren - beide Teile des Systems Verkehr. Aber, das sind alle anderen Fahrzeuge doch auch. Das Besondere dieser beiden Autos – und darin unterscheiden sie sich signifikant von allen anderen - ist ihre Technik! Der Citroen mit einer aerodynamischen Form und der hydropneumatischen Federung; der Setra, der erste Bus mit selbsttragender Karosserie. Bahnbrechende Erfindungen! Ohne erklärende Darstellung bleiben sie unerkannt.

Nach Oscar v. Miller ist es doch Aufgabe des von ihm gegründeten Museums, dem Publikum „Meisterwerke von Naturwissenschaft und Technik“ nahezubringen. Diese Meisterwerke äußern sich weniger im Kollektiv als in technischen Details. Es wäre zu begrüßen, wenn diesen die ihnen gebührende Aufmerksamkeit zuteil würde - vielleicht in einer stetigen Folge von Sonderschauen.


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